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Wie IT die Polizeiarbeit revolutioniert.

Veröffentlicht am: vom
Projekt Fortschritt
Wie IT die Polizeiarbeit revolutioniert.

Wer öfter Krimiserien schaut, kennt das vielleicht: Das Bild eines Tatorts, abgesperrt mit rot-weißen Absperrbändern, Ermittelnde in Schutzanzügen und Handschuhen sichern Beweismittel und machen Fotos. Doch was in diesen Serien oft so mühelos aussieht, ist in der realen Welt der Polizeiermittlung ein komplexer Prozess, der viel Zeit und viele Einzelschritte erfordert. Das wird sich nun mit der digitalen Tatort-Dokumentation mittels INSITU ändern.

Wie in vielen anderen Ländern ist die Polizei in Deutschland eine wichtige Institution, die für Recht und Ordnung in der Gesellschaft sorgt. Genau genommen gibt es aber gar nicht die eine Polizei, sondern viele Polizeibehörden auf unterschiedlichen Ebenen der Länder und des Bundes. Und jede Polizei hat ihre eigene Art, zu arbeiten. Insbesondere Eigenentwicklungen, Sonderlösungen, unterschiedliche Dateiformate und Erhebungsregeln wie auch verschiedene Datentöpfe können die Zusammenarbeit erschweren.

Wir werden zu einer gemeinsamen, digitalen und vernetzten Polizei.

Deshalb haben die Bundesinnenministerien im Jahr 2016 mit ihrer „Saarbrücker Agenda“ eine gemeinsame, moderne und einheitliche Informationsarchitektur beschlossen und damit den Anstoß für das Programm Polizei 20/20, kurz P20, gegeben. Das Ziel: Alle circa 320.000 Beschäftigten der Polizei en von Bund und Ländern können jederzeit und überall auf die Informationen zugreifen, die sie für ihre tägliche Arbeit brauchen und auf die sie rechtmäßig zugreifen dürfen – ob im Streifendienst oder bei der Aufklärung von organisierter Kriminalität. Statt Zeit damit zu verbringen, Daten in unterschiedlichen IT-Systeme einzugeben, sie zu pflegen und bei Bedarf abzufragen, können die Polizistinnen und Polizisten sich auf ihre eigentliche Arbeit – Verhütung und Aufklärung von Verbrechen – konzentrieren und effizienter zusammenarbeiten.

Am Programm P20 beteiligt sind neben den 16 Landespolizeien die Polizei beim Deutschen Bundestag, die Bundespolizei, das Zollkriminalamt und das Bundeskriminalamt, wo Ina arbeitet. Im Zentralen IT-Anforderungsmanagement im Programm P20 unterstützt sie das große Vorhaben, bis 2030 die polizeiliche Fall- und Sachbearbeitung und damit auch die Ermittlungen deutlich zu vereinfachen.
„Wir im Programm P20 bringen alle zusammen. Wir bieten sozusagen die Anlaufstelle und verarbeiten das gemeinschaftlich. Alle, die daran beteiligt sind, wollen die Polizeiarbeit für die Polizistinnen und Polizisten besser und einfacher machen, sie neuer, schneller, digitaler gestalten, damit sie wirklich gut funktioniert.“

Grundlage für die digitale Transformation der Polizei ist eine Konsolidierung verschiedener IT-Systeme sowie die Entwicklung einheitlicher Lösungen an zentraler Stelle, wie zum Beispiel das einheitliche Fallbearbeitungssystem eFBS, das Datenhaus als zentrales Element der ganzen Transformation oder die digitale Tatortdokumentation INSITU (lateinisch: am Ort, in bestimmter (richtiger, ursprünglicher) Lage). INSITU , ist ganz einfach gesagt, eine Tatortaufnahme-App für Einsatzkräfte, um mobil an einem Tatort alle Spuren zu dokumentieren und mittels Fotos, Skizzen und Notizen zu beschreiben. Es ensteht eine umfassende Momentaufnahme der Lage vor Ort. Diese steht unmittelbar der Sachbearbeitung auf der Dienststelle zur Verfügung, ohne dass Informationen noch digitalisiert oder händisch übertragen werden müssen.

Eine lokale Idee aufgreifen und sie deutschlandweit umsetzen.

Das BKA und die Polizei Berlin hatten die Idee für diese Anwendung. Das Zentrale IT-Anforderungsmanagement von P20 half bei ihrer Verwirklichung. „Jedes Land und jede Polizei hat ein eigenes Gesetz und eigene Vorgaben und grundsätzliche Zielrichtungen. Aber natürlich arbeiten alle in die gleiche Richtung.“ P20 berücksichtigt diese unterschiedlichen Ausgangs- und Interessenlagen und gibt den Polizeien die größtmögliche Flexibilität ihre fachlichen Anfoderungen und Wünsche einzubringen. Am Beispiel INSITU zeigt sich die erfolgreiche Zusammenarbeit aller 20 Polizeien. Über 250 Dienstkräfte deutschlandweit testen INSITU und tragen durch ihr Feedback dazu bei, dass es alle drei Monate eine verbesserte Version gibt, mit dem Ziel ein gemeinsames digitales Werkzeug von den Dienstkräften für die Dienstkräfte zu schaffen.

Ina vom BKA
„Deutschland läuft auch meinetwegen. Denn ich helfe mit, die Polizeiarbeit zu vereinfachen und zu digitaliseren.”
Ina ist stolz auf das Programm P20, das die Polizeien in die Zukunft führt.

INSITU baut auf einem dreijährigen BMBF-Forschungsprojekt (2018-2021) auf, in dessen Verlauf ein erstes Demonstrator-System entwickelt wurde. INSITU besteht aus einer Android- und iOS-App für Smartphone und Tablet, einer Web-Applikation für die anschließende Datenauswertung und einem gemeinsamen Datenmodell, das auf dem Austauschstandard XPolizei der deutschen Polizei basiert. Das System ermöglicht eine umfassende, dauerhafte und automatisierte digitale Tatortdokumentation ohne Medienbrüche, wodurch die Tatortarbeit insgesamt beschleunigt und die Strafverfolgung optimiert wird. Alle Daten werden in einem Tatort-Informationsmodell vernetzt: Informationen zum Einsatzort, zu Asservaten oder Maßnahmen sowie Fotos, Notizen, Skizzen und Audioaufnahmen.

IT-Projekte dieser Größenordnung gibt es nur in der Bundesverwaltung.

INSITU ist nur eines von vielen IT-Großprojekten beim Bund. Allein im P20-Programm befinden sich über 50 Projekte in der Abstimmung, Planung oder Umsetzung. Wer wie Ina aus dem Bundeskriminalamt in der Bundesverwaltung arbeitet, hat damit die einmalige Chance, an Projekten und Lösungen zu arbeiten, die es in der Größenordnung fast nirgends sonst gibt. „Ich persönlich bin gerne Teil dieses Teams, das den Polizistinnen und Polizisten draußen die Arbeit leichter macht. Für mich ist die Arbeit sinnstiftend, weil genau solche Dinge dazu beitragen, dass wir hier in Deutschland sicherer leben können. Bundesverwaltung klingt sperrig, ist es aber nicht. Da ist ganz viel Freude drin und man kann wirklich selbst etwas tun.“

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